Erfahrung, die jung macht und belebt - Ein Rückblick auf 2 Jahre als Mediatorin an einer Grundschule

Und während sie die Pflanze zur Seite stellt,  zieht sie die Parallelen zu ihrem Engagement  im Verein ‚Seniorpartner in School‘: „ Ich habe darauf vertraut, dass aus dem Ableger etwas wird und ihn gepflegt. In der Mediation und im Coaching in der Schule ist es ähnlich. Wir vertrauen darauf, dass die Kinder das Potenzial für ihr Wachstum und eigene Lösungen in sich tragen und suchen mit ihnen danach. Unser Angebot sind Wertschätzung, Zeit, Vertrauen und ein Gespür dafür, welcher Impuls sie vorwärts bringt“  Natürlich sind auch die theoretische und parktische Ausbildung durch den Verein wichtig, dessen Regionalleiter Josef Niehenke  jetzt ein Zertifikat über den erfolgreichen Abschluss der Ausbildung an Ingrid Mühlens-Schwänzl und 10 weitere Senior*innen übergeben kann. „Doch“, so Mühlens-Schwänzl, „entscheidend ist eine Haltung, die wachsen lässt. Gut, dass es auch dazu in der Ausbildung viele Übungen gibt.“

Nicht allein die Kinder gewinnen, sie geben auch viel zurück. Gefragt nach einer besonderen Geschichte berichtet Mühlens-Schwänzl von einem Jungen, der schüchtern, zart und ohne Selbstbewusstsein zum Gespräch kam, weil er in der Schule oft von den anderen Kindern ausgegrenzt wurde. Zögerlich machte er sich mit dem Seniorenteam auf die Suche nach seinen Stärken.  Als er meinte, er könne auch „ganz gut singen“ und um eine Kostprobe gebeten wurde, sang er eine Opernarie vor. Diese besondere Fähigkeit war zwar im Elternhaus bekannt und wurde dort auch gefördert, doch in der Schule wusste man noch nichts vom Klavier spielenden ‚Opernsänger‘. Mit der erlebten Wertschätzung und ein wenig Begleitung traute es sich kurze Zeit später wieder auf den Schulhof und machte einige Tage danach sogar beim Fußball mit. „Solche Erfahrungen“ weiß Mühlens-Schwänzl, „sind für mich und die anderen Glücksmomente, die bereichern und neu motivieren.“ Das gilt auch für die Unterstützung, die die Mediator*innen den Kindern in Konflikten anbieten. Im sogenannten ‚Raum der guten Lösungen‘ ist jeder gleich willkommen. „Wer aggressiv ist,“ sagt Mühlens-Schwänzl, „der zeigt sich, lässt Energie raus. Wir schwingen uns darauf ein anstatt das zu verurteilen.  Das wirkt und hilft bei der Suche nach verborgenen Gefühlen und Wünschen als Konfliktursache.“

Im Rückblick auf die letzten Jahre, in denen wegen Corona-Pandemie manches Treffen im Freien stattfinden musste oder ganz ausfiel, hat Ingrid Mühlens-Schwänzl es immer wieder als sehr bereichernd erlebt, dass sie bei Seniorpartner in School im 2er-Team tätig sind. Der Austausch über eine anstehende oder abgeschlossene Mediation ist ihr wegen der Perspektiven anderer Mediator*innen sehr wichtig, obwohl sie selbst früher als ärztliche Psychotherapeutin in einer Klinik tätig war und besondere Kompetenzen mitbringt. Nach ihrer Erfahrung ist gerade die Vielfalt der Lebenserfahrungen, die andere Senior*innen aus dem Handwerk, dem kaufmännischen Bereich, der Rechtspflege sowie sozialen,  pflegerischen und pädagogischen Berufen oder einfach als Eltern und Großeltern mitbringen,  ein besonderes Qualitätsmerkmal von Seniorpartner in School.  Sie hofft darauf, dass sich noch viele weitere Senior*innen für diese Aufgabe begeistern.

Josef Niehenke

Zurück