Ein Beitrag zum Frieden – Kinder lernen, ihre Konflikte selbständig zu lösen Programm „Seniorpartner in School“ sucht Teilnehmer für die neue Ausbildung zum „Senior-Schulmediator“
Ein Artikel von Marion Gottlob aus der Rhein–Neckar–Zeitung
Zu den besten Belohnungen eines Senior-Schulmediators oder „Seniorpartners in School“ (SiS) zählt es, wenn Schüler sich in der Pause melden: „Danke, es hat geklappt.“ Was hat geklappt? Senior-Schulmediatoren werden in Schulen eingesetzt, um bei Konflikten zwischen den Schülern zu vermitteln. Arthur Bächle aus Schwetzingen, Senior-Schulmediator und Mitglied des Vorstands des Landesverbands „Seniorpartner in School“, sagt: „Senior-Schulmediatoren durchlaufen eine kostenlose Ausbildung und sind dann ehrenamtlich in Schulen tätig.“ Im September startet ein neuer Kurs und es werden dringend noch Teilnehmer gesucht. In ganz Deutschland sind in 330 Schulen an 75 Standorten rund 1250 Seniorpartner aktiv und leisten pro Jahr rund 250 000 Stunden ehrenamtlichen Einsatz. Auch in unserer Region waren rund 30 Seniorpartner im Einsatz. Doch mit der Corona-Krise musste das Engagement ausgesetzt werden. So gibt es nun für die Regionalgruppe Heidelberg-Mannheim einen Neustart mit einem neuen Ausbildungsgang.
Was macht ein Schulmediator? Das Ehepaar Andrea und Gerd Koch aus Oberzent ist in einer Grundschule im Rhein-Neckar-Kreis tätig. Sie war früher Leiterin einer Kindertagesstätte, er war Rektor der Grundschule. Andrea Koch erklärt: „Das Wichtigste ist die innere Haltung des Seniorpartners – es ist die Wertschätzung gegenüber den Schülerinnen und Schülern.“ Die Seniorpartner in School bemühen sich in einem Konflikt um eine neutrale Position und ergreifen möglichst nicht Partei für eines der Kinder. Arthur Bächle, früher Diplom-Ingenieur, betont: „Die Gespräche zwischen Schulmediatoren und Schülern sind vertraulich.“
Die Konflikte sind so vielfältig wie das Schülerleben: Zwischen zwei Jungen (beide 10) kam es zur Rauferei, weil ein Junge dem anderen den Weg nicht frei machen wollte. Im Gespräch mit SiS stellte sich heraus, dass sie schon zuvor gestritten hatten. Als nun der wahre Konflikt ausgesprochen war, reichten sich die Kinder ohne Zutun von SiS die Hände zur Versöhnung. Arthur Bächle: „Besser kann es nicht laufen.“
Manchmal melden Lehrer einen Konflikt bei SiS an. Aber es geht auch so: Zwei Mädchen aus einer ersten Klasse wandten sich persönlich an die Seniorpartnerin. Die Freundinnen hatten wieder und wieder Zoff. In einem Rollenspiel nahm jede die Position der anderen ein. Daraufhin einigten sie sich: Sie wollten in Zukunft nicht mehr streiten, sondern im Wechsel darüber entscheiden, was gespielt wird. Es sind also nicht sie Seniorpartner, die eine Lösung aus dem Hut zaubern. Andrea Koch sagt: „Die meisten Kinder finden selbst eine Lösung für ihren Konflikt.“
Für SiS sind Nationalität, Religion oder Rasse unwichtig. Nur so können sie auch bei Konflikten zwischen Kindern verschiedener Nationalitäten vermitteln. Manchmal braucht es Intuition und Mut. Ein 14jähriger Jugendlicher hatte sich über SiS sehr geärgert und wollte spontan im sein Handy zücken, um angeblich einen Schläger herbeizurufen. Arthur Bächle reagierte spontan: „Ich habe ihm mein Handy gegeben – hier ruf an.“ Der Junge war so verblüfft, dass es plötzlich möglich wurde, eine Lösung für seine Probleme zu finden. Aber auch das gehört zum Schulleben: Ein Mädchen wurde ausgerechnet von dem Jungen, in den es verliebt war, gehänselt. Arthur Bächle: „Dann braucht es Fingerspitzengefühl, um dem Jungen bewusst zu machen, wie verletzend seine Bemerkungen empfunden werden können.“
In der Ausbildung trainieren die Teilnehmer unter anderem in Rollenspiele die Mediation. Es wird zwischen zwei „Sprachen“ unterschieden. In der „Wolfssprache“ sagt man locker: „Warum hast du schon wieder das schmutzige Geschirr nicht weggeräumt. Das nervt mich so.“ In der „Giraffensprache“ dagegen formuliert man neu: „Ich erlebe, dass du das schmutzige Geschirr nicht weggeräumt hast. Das frustriert mich. Können wir eine Lösung finden?“ Andrea Koch lächelt: „Am Anfang ist die Giraffensprache vielleicht noch aufgesetzt, aber dann wird sie „normal“.“ Ihr Mann Gerd ergänzt: „Von solchen Übungen habe ich auch persönlich profitiert.“
Das Projekt wird ausschließlich über Spenden finanziert. So hat Aldi Süd vor kurzem 1000 Euro für die Regionalgruppe Heidelberg gespendet. Schirmherrin des bundesweiten Programms ist Elke Büdenbender, Ehefrau des Bundespräsidenten: „Schulmediatoren leisten einen wichtigen Beitrag zu einem funktionierenden Miteinander in Schulen.“
Info: An dem neuen Kurs können Menschen ab dem 55. Lebensjahr teilnehmen. Er umfasst 80 Stunden und ist kostenlos. Die Termine sind von 12. bis 16. September und 21. bis 25. November. Einen Kennenlern-Tag gibt es am 2. September in der Christuskirche in Speyer (Im Anger 5). Mit der Ausbildung verpflichten sich die Teilnehmer, dass sie mindestens zwei Jahre ehrenamtlich an einer Schule als Mediatoren tätig sein werden.
An der Mediationsausbildung interessierte Seniorinnen und Senioren schreiben bitte eine Mail an c.mueller@seniorinschool.de oder an a.baechle@sis–bw.de, wir stehen für Fragen zur Verfügung.